2015 Projekt Rennofen 1.0

 


 

Im Rahmen einer Wintersemester-Übung am Lehrstuhl der Alten Geschichte der Universität Regensburg haben wir zusammen mit Studenten ein Projekt gestartet, dessen Reich- und Tragweite in unsere Zukunft hinein zu diesem Zeitpunkt noch keiner (na gut Martin, vielleicht einer) absehen konnte. Mittlerweile mit einigem an Erfahrungen im Bereich Metallverarbeitung (Schmieden, Feuerverschweißen, Treiben etc.) ausgestattet wollten wir nun unter Anleitung unseres Nummer-1-Metallurgen Martin zum ersten Mal den Rennofenprozess, also die Metallgewinnung aus Erz, wie bereits in der Antike (und darüber hinaus) betrieben, selbst versuchen. Zuerst hieß es aus einer lokalen Lehmgrube genug Material für den Rennofen herankarren, um dann bei Minusgraden mit bloßen Händen einen Kaminschacht aus Lehm, verstärkt durch Weidengeflecht und mit Stroh vermengt, um die Struktur zu festigen, in die Höhe zu ziehen. (Pro-Tipp: Handcreme bereithalten!)

Größe, Form und ungefähre Maße (Wanddicke, Schachtdurchmesser) waren recherchiert und nun hieß es, den „Vorlagen“ praktisch so gut es geht nahezukommen. Ausflugcharakter hatte die Erzbeschaffungsmaßnahme, die wir mit freundlicher Unterstützung eines alten Kumpels aus der Region Amberg-Auerbach erfolgreich, mit genug Erz (Limonit/Brauneisenerz) für mindestens 3-4 weitere Rennöfen, abschließen konnten. Die größtenteils faustgroßen Erzklumpen mussten nun fachgerecht zerkleinert, geröstet und mit Holzkohle vermengt werden. Natürlich bleibt kein Projekt ohne Hindernisse! So schlug das Wetter um, die Temperaturen sanken, der Kurs musste mit seinen „Außenarbeiten“ pausieren, der Rennofen aushärten – also wurde eine beinahe dachähnliche Holzkonstruktion angefertigt, der Rennofen in Folie eingewickelt und das Gewicht des feuchten Lehms gab unserem Rennofen über die Ruhetage seine ganz persönliche Note in Form und Erscheinung.

Dennoch war der Ofen, endlich ausgehärtet, schmelztauglich und wurde zusammen mit den Studenten der Übung fachmännisch angeworfen, einen Tag lang permanent belüftet und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Verhüttungsprozess war für uns ein denkwürdiges, wie für alle Beteiligten unterhaltsames Ereignis. Nach dem Aufbruch des Ofens am folgenden Morgen, hatten wir eine große etwa 5 kg schwere Luppe – so nennt sich der Eisenschwamm, der sich im Schacht während des Brennprozesses festsetzt, während die Schlacke nach unten, oder herausrinnt (=Rennofen).

Diese erste Luppe war noch größer, da noch viel Schlacke und Steinreste daran festgeschmolzen war. Die Erkenntnisse aus der Experimentalarchäologie ergeben sich gleichermaßen aus Erfolgen, wie Fehlern. Jedoch hatten wir im Ergebnis aus grob etwa 20 kg Eisenerz und 100 kg Holzkohle eine 5kg schwere Luppe gewonnen, die nach dem Verdichten etwa 2-3 kg schmiedbares Eisen ergeben hätte. Das deckt nicht einmal im Ansatz den Bedarf eines römischen Legionärs. Allein die lorica segmentata, der Schienenpanzer, wiegt zwischen 5 und 7 kg, dann kommen noch Helm, Schwert, Speere, Schuhnägel, Werkzeug etc. hinzu. Leider ist uns im Nachgang während der Lagerung diese Luppe abhandengekommen. Im besten Fall wurde sie von jemandem, der wusste, was er da vor sich hatte geklaut, im schlimmsten Fall schlicht von Reinigungskräften als Müll entsorgt. Eine Wiederholung des Projekts sowie eine Weiterentwicklung des Experiments wurde unabdingbar!