2016 Mit der "Regina" am Brombachsee

 


 

2016 begann für uns mit dem Plan unsere Caligae endlich auf die Straßen loszulassen, zum Römerfest Abusina von Regensburg nach Eining zu marschieren. Allerdings wollten wir uns nicht die Blöße geben, unvorbereitet und von lauter Pannen begleitet ins Blaue hinein zu starten. Daher kam uns der Ausflug der Navis Lusoria „Regina“ zum Brombachsee als Testlauf wie gerufen.

Während die Marine-Truppen (Studenten in den blauen Tuniken) also auf dem für Segelfahrten gut geeigneten weitläufigen Brombachsee die Fahrt- und Manövriereigenschaften der „Regina“ erforschten, mühte sich eine Handvoll Legionäre ab, die Ausrüstung für die etwa 15km um den Brombachsee marschtauglich zu machen. In einfacher Kampfausrüstung, also ohne Maultier, Zeltzeug, Mühlsteine, Werkzeuge, Umhang, Winterkleidung und Rationen für mehrere Tage, schickten wir uns an, den ersten Marsch der Leg III Ital Ant nach Jahren und einigen Generationswechseln in Angriff zu nehmen. Wer meint, die „leichte Marschausrüstung“ hätte mit dem Wort leicht mehr zu tun, als dass sie schlicht leichter, als die volle Ausrüstung wäre, der irrt. Helm, Rüstung, Unterrüstung, Schild, Schwert, Speer, Dolch, dazu Kleidung, Schuhwerk, etwas Flickzeug und vor allem Wasser bringen dennoch ein Gewicht von bis zu rund 25 kg auf die Waage – plus Legionär. Wer denkt: „Lächerlich, beim Bund musste ich viel mehr tragen.“; „Die Römer sind damit nicht nur 15 sondern ca. 30 km marschiert, wochenlang.“; „Meine Schultasche in der Grundschule war schwerer.“ – der bedenke bitte: Wir sind alles nur faule, träge Studenten der Geisteswissenschaften.

Wir vertragen keine Belastung, keine allzu starken Temperaturschwankungen, weg von Raumtemperaturen und Sonne scheint in der Bibliothek schon überhaupt ziemlich selten. Also musste der Mut für die kommenden Qualen allein rhetorisch angefeuert werden. Tatsächlich sollten die Temperaturen zu angenehmem Badewetter über die 25° steigen, während sich also links und rechts, auf Wiesen und Uferstellen die Badegäste tummelten, den Marinesoldaten die frische Seebrise entgegenwehte, schwitzten wir uns in der ungewohnten Ausrüstung die staubigen Ufer- und Waldpfade um den See entlang. Der eigentlich praktische Nutzen dieser Unternehmung war, dass wir den Sitz unserer persönlichen, nach und nach angefertigten Ausrüstung optimieren konnten. Was drückt wo und wie am meisten? Was lockert sich? Wo krieg ich schneller Blasen, an den Füßen, Schultern (vom Schild) oder den Händen (vom Speer)? Am Ende gab es auch keinerlei Verluste zu beklagen, keine von den Qualen erlösende Sterbehilfe zu leisten. Belohnt haben wir uns dann mit deftigem Eintopf, kaltem Bier und dem Sprung ins lindernd kühlende Wasser. Das Ausmaß der Strapazen solcher Unternehmungen wirken natürlich auf jeden ganz individuell. Es gab keine Zeitvorgabe, keine Konkurrenztruppe. Uns ging es allein darum, gemeinsam loszumarschieren und gemeinsam anzukommen, ein Gefühl für das zu bekommen, was uns noch erwarten sollte… Solche Aktionen sind für die meisten noch keine Nahtod-, aber durchaus Grenzwerterfahrungen. Wenn die Ausrüstung passt, man sich nichts wundscheuert, blutig läuft, liegt das Hauptaugenmerk auf der Balance zwischen Leistungs- (und Leidens-)fähigkeit und der Motivation. „Warum mach ich den Scheiß?“ „Was bringt mir das?“ „Da drüben gibt’s Eis, kalte Getränke, kühles Nass und ich latsch mir hier alles wund.“ Es ist ein tolles Gefühl, so etwas geschafft zu haben. Vor allem gemeinsam. Wen auch immer man besiegt hat, sich selbst, seinen inneren Schweinehund, oder die Spötter, die es einem nicht zugetraut hätten, am Ende kann jeder die Frage „Warum?“ und „Wann wieder?“ nur für sich selbst beantworten. Uns war klar, dass wir uns bei einer Fortsetzung nicht würden blamieren müssen.